„All-Hansa-Team“ mit durstigem Logan auf Platz 4
Am 13. Oktober fand in Oschersleben der zehnte und letzte Lauf zum ADAC Logan Cup 2007 statt.
Unser Team hatte ja am Sachsenring durch einen Bruch an der Vorderachse und daraus resultierendem kräftigen Einschlag in die Leitplanken kein einsatzfähiges Auto mehr. Die Teamchefs Bernd Gorkow und Reinhard Stoldt hatten daraufhin beschlossen, beim letzten Rennen gemeinsam anzutreten. Die Jarmener stellten das Auto und Tom Gorkow als Fahrer, wir steuerten die Startnummer (als eingeschriebenes Team), den Fahrer Henrik Stoldt und last but not least, die Teamchefin Ulrike Krafft bei, die aufgrund ihrer Verletzung beim Crash am Sachsenring nicht fahren konnte.
Henrik eröffnete das freie Training und übergab das Lenkrad dann an Tom. Er war nicht ganz zufrieden mit der Abstimmung, das Auto untersteuerte deutlich stärker als das gewohnte Auto. In Abstimmung mit Tom wurde nach dem freien Training flugs der Sturz an der Vorderachse geändert und Henrik ging mit dem umgebauten Auto ins Qualifying. Er fuhr auf Startplatz 9, mehr ging nicht, denn die Sturzverstellung war ein wenig stark ausgefallen und das Auto hatte nun heftiges Übersteuern.
Vor dem Rennen wurde dann noch einmal am Sturz korrigiert und Henrik begann das Rennen von Startplatz neun aus. Er konnte beim Start einen Platz gut machen und fuhr in Sichtkontakt zur Spitze mit wenigen Sekunden Rückstand mit. Als die ersten Teams ihre Boxenstops begannen, konnte er profitieren und freie schnellere Runden fahren.
Nach 65 Minuten kam er unaufgefordert in langsamer Fahrt an die Box.
Was war passiert?
Nachdem Reinhard Stoldt beim Zerlegen des havarierten Logan relativ große Benzinmengen im Tank vorgefunden hatte, hatte das Team zur Vermeidung von unnötigem Ballast den Tank ausgepumpt und neu mit definierter Benzinmenge gefüllt. Man rechnete mit 20 Liter Verbrauch pro Stunde, ein Wert der in Tests am Jahresanfang ermittelt worden war. Nun waren die eingefüllten 25 Liter aber deutlich früher verbraucht und Henrik musste fast eine Runde mit aussetzendem Motor und niedrigem Tempo zittern, aber er schaffte es bis in die Boxeneinfahrt, wo ihm der Motor endgültig ausging. Mit dem letzten Schwung kam er gerade noch bis vor die Box – zum Glück hatte man die Box 3 gleich am Beginn der Boxengasse. Fast 2 Minuten waren verloren und Tom, der das Auto mit etwas mehr Benzinreserven übernommen hatte, reihte sich etwa auf Platz 15 wieder in das Feld ein. In den verbleibenden 50 Minuten der ersten Rennhälfte – das Rennen wurde in 2 Abschnitten zu je 2 Stunden gefahren – konnte er bis auf den achten Platz vorfahren und den Rückstand zur Spitze um eine halbe Minute verkürzen. Dieser Abstand wurde leider durch eine Ergebnismanipulation der Rennleitung verfälscht, das hatte aber im weiteren Rennverlauf keine Auswirkungen auf das Gesamtergebnis.
Im zweiten Rennabschnitt startete das Team dann von Startplatz acht. Diesmal übernahm Tom Gorkow den ersten Stint. Er konnte am Start einen Platz gut machen und fuhr konstant auf Platz sieben in Tuchfühlung zur Spitze. Durch frühe Boxenstops anderer Teams kam er auf Platz 4 nach vorne, als eine Neutralisationsphase unter Code 60 begann. Ein Teilnehmer hatte eine lange Ölspur gelegt, die mit Bindemittel neutralisiert wurde und mit dem Kehr-Lkw aufgenommen wurde. Jetzt ging die Renntaktik von Teamchefin Ulrike Krafft voll auf. Sie hatte lange erste Stints geplant, um in einer eventuellen Code-60 Phase beide vorgeschriebenen Boxenstops durchzuführen. Folgerichtig kam Tom sofort herein und Henrik übernahm das Lenkrad. In seiner Outlap erkannte er sofort, dass die Unterbrechung länger dauern würde und kam gleich wieder zum zweiten Boxenstop herein. Mit ausreichender Kraftstoffmenge versorgt fuhr er dann bis auf Platz 2 in diesem Rennabschnitt vor, begünstigt durch den Umstand, dass einige Teams durch frühe Stops zurückfielen bzw. einige auch die Code-60 Phase nur für einen Stop nutzten.
In der letzten halben Stunde hatte Henrik dann noch einen sehenswerten Zweikampf mit dem Sieger der kleinen Procar-Klasse Thomas Mühlenz, der zur Überrundung anstand, sich aber heftig wehrte. Bis zu drei mal pro Runde wechselte die Führung bei den beiden und alle mehr oder weniger erlaubten Tricks zur Verteidigung der Position wurden ausgenutzt. Henrik meinte später, er hätte in der halben Stunde mehr über Zweikampftechniken gelernt, als in der ganzen Saison vorher.
Das Team war dann auch nicht mehr übermäßig bedrückt, dass man durch das Kraftstoffproblem einen sicheren Sieg verschenkt hatte – die Addition der beiden Rennhälften ergab Platz vier – und in der Tabelle noch einen Platz bis auf Position neun zurückfiel, hatte man doch erkannt, dass man auch in der „All-Hansa“-Besetzung siegfähig ist. Die beiden Teams werden in der nächsten Saison diese Kooperation sicher forcieren, denn 2008 wollen alle Fahrer den Sieg.