Waren Henrik und ich im April als Team gestartet, so trennten sich gewissermaßen unsere Wege, obwohl wir gemeinsam anreisten. Im Logan waren diesmal Henrik und Pierre als Team für das 1-Stunden-Rennen genannt, und jeder von ihnen sollte ein Sprintrennen im Logan absolvieren. Ich hatte diesmal den Golf dabei und hatte für zwei Sprintrennen genannt. In der Gruppe H bis 2 Liter trat auch ein alter Sportkollege aus Nürburgring-Zeiten, Thomas Imig, an, der seinen nagelneuen Golf II bei Misczyk abgeholt hatte und auf dem „Heimweg“ den Rollout fahren wollte.
Am Donnerstag setzten wir uns in Richtung Oschersleben in Bewegung. Ein kleiner staubedingter Umweg über Salzgitter hielt uns nicht wesentlich auf. Pierre war da schon etwas knapper dran. Er hatte am Donnerstag noch bei Ferrari zu arbeiten. Und während Henrik und ich schon unterwegs nach Oschersleben waren, saß er im Flieger aus Italien und musste dann noch in die Firma. Ergebnis: er war kurz vor Mitternacht in Oschersleben.
Am Freitag morgens lagen nur ein paar kleinere Arbeiten an den Autos an. Nach den Fahrerbesprechungen ging es ins freie Training. Henrik und Pierre teilten sich das freie Training auf dem Dacia. Pierre fuhr die etwas schnelleren Rundenzeiten und wurde damit auch fürs Quali eingeteilt. Bei mir ging es etwas widriger. Der Fahrerplatz war durch die ganzen neuen Sicherheitsbestimmungen beengend geworden und kaum zu entern (jedenfalls mit 61 Jahren). Dazu kam das HANS, das auch nicht zum Wohlfühlen beitrug. Ein Megadreher um 360 Grad, der nicht direkt erklärbar war, ließ die Stimmung weiter sacken.
Im Qualifying der Logan über 15 Minuten stand zuerst Pierre ganz oben in der Anzeige, wurde dann aber auf Platz 3 verdrängt. Auf Pole-Position stand das Berliner Auto mit der speziellen Bergauf-Abstimmung in 1:58,4 gegenüber Pierres hoher 1:59er Zeit.
Im anschließenden Bördesprint-Quali, das über eine halbe Stunde ging, war ich mit der Funktion des Golf ganz zufrieden. In der Startaufstellung Platz 5 und in der Klasse vorn mit 5,6 Sekunden Vorsprung.
In der folgenden Mittagspause war aber kein Ausruhen angesagt. Der Dacia war im Quali recht laut gewesen und die erste Ferndiagnose, defekter Brennring, war leider nur zum Teil richtig, denn es war auch einer der beiden Bolzen, die Abgasrohr und Krümmer zusammenhalten, bündig abgerissen. Henrik und Pierre machten sich mit der Bohrmaschine und dem Dacia auf den Weg zu einer Steckdose und wurden beim Michelin-Reifenservice fündig. Schon bald kam aber die nächste Schreckensmeldung. Bohrer abgebrochen und der Rest steckte ebenfalls bündig im Bohrloch. Da war eine Notreparatur angesagt und zwar mit Schlauchschellen. Die Schellen wurden besorgt, aber die Zeit wurde langsam knapp. Zur Sicherheit legten wir noch eine Hitzemanschette aus dem Deckel einer Keksdose um den gefährdeten Kabelbaum, der vorher schon etwas angeschmolzen war und Pierre fuhr los in Richtung Startaufstellung. Innerlich und lauthals verfluchten wir die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h in der Boxengasse, die nur für die Dacias gilt. Pierre hatte noch etwa 80 Meter zurückzulegen, als die Ampel am Ende der Boxengasse auf rot sprang.
Er musste nun in der Einführungsrunde aus der Boxengasse nachstarten und aus der letzten Startreihe das Rennen aufnehmen. Das gelang ihm ausgesprochen gut, denn er hatte an der ersten Kurve schon 3 Autos überholt. Aus der Startrunde kam er bereits auf Platz 5 zurück. Nach und nach nahm er sich dann drei der vor ihm fahrenden vor und langte schließlich auf Platz 2 an. In der Phase fuhr er auch die schnellste Rennrunde. Auf Platz 2 blieb er vorerst stecken, denn der führende fuhr überwiegend schnellere Runden, aber nach hinten verschaffte er sich deutlich Luft und das sollte rennentscheidend sein. Denn der Boxenstop ging völlig in die Hose. Der Reifenwechsel der Vorderreifen ging viel zu langsam vor sich und die beiden verloren 20 Sekunden. Henrik erwartete also, auf seiner Outlap im Mittelfeld zu landen, konnte aber vor sich niemanden entdecken. Das ging auch nicht, denn er lag auf Platz 1. Das bis dahin führende Team hatte seinen Stop völlig verhauen und gegen die anderen Teams reichte der Vorsprung, den Pierre herausgefahren hatte. Henrik fuhr einige schnelle Runden in denen er den Vorsprung von 2 auf 20 Sekunden ausdehnte und nahm dann etwas Drehzahl heraus, da er sich wegen der roten Tank-Kontroll-Leuchte Sorgen machte. Aber der Sprit reichte und er fuhr mit 13 Sekunden Vorsprung ins Ziel.
Im Anschluss war ich an der Reihe. Von Startplatz 5 aus erwartete ich ein Beschleunigungsschauspiel des Ultima GTR, der direkt vor mir auf Startplatz 3 stand. Das Auto sollte einen 7 Liter Motor und damit 720 PS haben. Ich habe nicht nachgefragt, ob es so war, aber der Wagen ging höllisch ab. Das Schauspiel trat dann allerdings eine Runde früher ein, als erwartet. Der Ultima machte in der Green-Flag-Lap richtig Rohr und war schon aus dem Blickfeld verschwunden, als ich mich gerade in Bewegung setzte. An der McDonalds-Schikane war er allerdings schon verendet und stand im Gras. Ich nahm das Rennen also von Position vier aus auf, verlor durch wheel-spin eine Position, die ich aber gleich wieder übernahm und fuhr mit reichlich Abstand nach hinten in Reichweite der beiden vor mir dahin. Die verlor ich allerdings aus den Augen, und meinen Vorsprung vor dem fünften auch, als ich unter gelb auf einen defekten Scirocco auflief, der aber keinen Pannenblinker oder ähnliches führte. Da die Streckenposten auch keine weiße Flagge zeigten, fuhr ich sicherheitshalber nicht vorbei.
Ich hatte schon während des Trainings zeitweise den Motor im Teillastbereich verloren. Er ging gut bei Vollast oder gar nicht. Das wurde schlimmer und verstärkte sich durch ruckeln und knallen, so dass ich das Rennen aufgeben musste. Wegen der zurückgelegten Distanz wurde ich aber noch als sechster von acht Teilnehmern in der Klasse gewertet.
Besser machte es dann Henrik im folgenden Zusatzrennen wo er in den 14 Runden seine beiden Gegner in der Dacia-Klasse fast überrundete.
Das zweite Zusatzrennen fuhr Pierre im Dacia. Er beschäftigte sich einige Zeit lang damit, den Chevrolet Cruze, der hinter ihm stand und ihn beim Start überholte, zu jagen. Das gelang ihm eine Zeit lang recht gut, er kam sogar einmal vor ihm auf die Start-/Zielgerade, aber letztendlich hatte er auch nur den einen verbliebenen Dacia hinter sich, der allerdings eine Runde weniger im Ergebnis stehen hatte.
Die Notreparatur der Abgasrohrverbindung hatte gehalten, wenn auch später erkennbar war, dass unter dem Keksdosendeckel das Kunststoff-Panzerrohr zu einer aufgeschmolzenen verbundenen Umhüllung des Kabelbaums geworden war. Bis zum nächsten Rennen im September wird alles wieder gerichtet sein.
30.7.2010 – Bördesprint Oschersleben
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